Eine ungünstige Bewegung und dann ist es passiert – es schießt Dir sprichwörtlich in den Rücken! Nur mühsam und unter Schmerzen ist man in der Lage sich zu bewegen. Eine beruhigende Nachricht: In nur knapp 10% aller Fälle sind Bandscheibenschäden Ursache von Rückenschmerzen.
In der Regel klingen die Beschwerden nach ein paar Tagen wieder ab. Sind die Beschwerden aber hartnäckig oder strahlen die Schmerzen auch in die Beine aus, ist der Gang zum Arzt unausweichlich. Gibt die Röntgenuntersuchung keine aufschlussreichen Ergebnisse, so gibt eine MRT Aufnahme (Magnetresonanztomographie) Gewissheit.
Was passiert bei einem Bandscheibenvorfall?
Dafür muss man die Bandscheibe genauer betrachten. Sie ist – wider mancher Aussagen – ein sehr gelungenes Werk der Evolution. Als Zwischenwirbelscheibe verbindet sie den darüber liegenden Wirbelkörper mit dem darunter liegenden und bildet mit beiden eine Einheit. Ein zäher gallertartiger Kern im Inneren der Bandscheibe dient als Stoßdämpfer.
Dieser Bandscheibenkern verlagert sich naturgemäß bei Bewegung der Wirbelkörper. Da sich die Wirbelkörper nicht von alleine bewegen können, sorgen umliegende Muskeln für die natürliche Bewegungsfunktion. Dieses natürliche Zusammenspiel wird sich im späteren Verlauf noch als sehr wichtig erweisen.
Das knorpelhafte Gebilde ist äußerst robust
In Experimenten konnte das sehr gut bewiesen werden. Eine gesunde intakte Bandscheibe hält höheren Druckbelastungen stand als die darüber oder darunter liegenden Wirbelkörper. Erst der jahrelange Nichtgebrauch durch Bewegungsmangel oder stark einseitige Belastungen sorgen für einen übermäßigen Abbau der Bandscheibe. Ist der Abbau sehr weit fortgeschritten, reicht ein kleiner Tropfen bereits aus, um das Fass sprichwörtlich zum Überlaufen zu bringen. Bandscheibenvorfälle treten dann auch bei ganz banalen Situationen auf: beim Niesen, während des Bindens der Schuhe oder aber auch beim Herausnehmen der Einkaufstasche aus dem Auto. Hierbei reißt die faserartige Ummantelung der Bandscheibe ein und der innen liegende flüssige Kern kann in den Nervenkanal entweichen.
In der Regel klingen die Bandscheibenbeschwerden nach ein paar Tagen wieder ab.
Der Körper hilft sich selbst
In einem Experiment wurden rückenschmerzfreie Menschen untersucht. Die Ergebnisse waren äußerst interessant. Viele Probanden wiesen dabei Schäden, wie z.B. einen Bandscheibenvorfall auf, ohne jemals groß unter Rückenbeschwerden gelitten zu haben. Heutzutage weiß man, dass ein Vorfall in der Regel von alleine wieder abheilen kann. Eine Operation ist selten notwendig. Meist gehen die Beschwerden innerhalb von 4-6 Wochen deutlich zurück. Diese Zeit sollte man seinem Körper geben, sich selbst zu heilen. Dabei kannst Du Deinen Rücken unterstützen.
Die Bandscheibe ist Opfer von Fehlfunktionen
Die Bandscheibe wird zu Unrecht als Verursacher von Rückenschmerzen gesehen. Der Bandscheibenvorfall ist meist das finale Ergebnis von Abbauprozessen. Ein Beweglichkeitsverlust beeinträchtigt das natürliche biomechanische Gleichgewicht der Wirbelsäule und damit auch die Versorgung der Bandscheibe. Der Bandscheibenkern wird in seinem Bewegungsverhalten eingeschränkt und wandert zunehmend an den hinteren Bandscheibenrand.
Ein Kraftverlust der umgebenden Muskulatur sorgt für zunehmende Instabilität des Wirbelsegments. Treten jetzt höhere Belastungen auf, sind wir nicht mehr in der Lage, sie ausreichend zu puffern. Es entstehen sogenannte Scherkräfte, denen das Wirbelsegment nur wenig entgegenbringen kann. Unser Knochen- und Bandscheibenmaterial wird müde – so wie eine Büroklammer durch ständiges Biegen müde wird und bricht.
Phase 1: Bleib aktiv!
Wie Du bereits erfahren hast, heilen Bandscheibenvorfälle in der Regel von alleine ab. Du kannst Deinen Körper aber gerade in der Akutphase unterstützen. Bettruhe ist hier kontraproduktiv. Es hat sich gezeigt, dass leichte körperliche Aktivität mit kleinen Bewegungen den Heilungsprozess unterstützen. Gehe z.B. spazieren, bleibe aktiv! Höre auf Deinen Körper. Er signalisiert Dir sofort welche Bewegungen günstig sind und welche nicht. Belasse es bei kleinen Oberkörperbewegungen und vermeide ruckartige Bewegungen.
Phase 2: Modelliere Deine Bandscheibe
Das verletzte Gewebe der Bandscheibe wird nach und nach repariert und durch neue Gewebezellen ersetzt. Diese neuen Zellen sind aber noch nicht belastbar und müssen „trainiert“ werden. Dies geschieht durch zunehmende Beweglichkeit und langsam ansteigenden Belastungen. In der Regel setzt hier die Physiotherapie und das Gesundheitstraining im Fitnessstudio deines Vertrauens an.
Phase 3: Fehlfunktionen erkennen und den Rückenschmerz langfristig verabschieden!
Lass Dich durch Deinen Arzt in die Behandlung einbeziehen. Das bedeutet auch, sich selbst zu analysieren. Wie ist mein Bewegungsverhalten? Wie ist mein muskuläres Leistungsvermögen? Wie beweglich ist meine Wirbelsäule? Ist mein eigenes Training ausgewogen? Häufig fallen die Antworten zu Ungunsten Deines Rückens aus.
Mit Hilfe von computergestützten Messverfahren können Kraftdefizite und Bewegungseinschränkungen in der Wirbelsäule festgestellt werden. Sind diese Funktionsdefizite behoben geht es den Patienten deutlich besser.
Phase 4: Nach dem Training ist vor dem Training
Es ist wie beim Zahnarzt. Du hast den Besuch erfolgreich hinter Dich gebracht. Jetzt heißt es dranbleiben. Das gilt auch für Dein Bewegungsprogramm. Damit Dein Risiko für erneute Rückenbeschwerden gering bleibt, ist es notwendig das Programm fortzuführen. Lebenslang. Denn Du hast nur eine Wirbelsäule.
Intakte Bandscheiben halten höheren Belastungen stand als die darüber und darunter liegenden Wirbelkörper.
Unser Tipp: Eine Kombination aus gezieltem, moderatem Kraft- und Beweglichkeitstraining unterstützt dich auf dem Weg zu einem gesunden Rücken.